Der Essener SPD-Landtagsabgeordnete Frank Müller kann dem FDP-Konzept für die sogenannten „Talentschulen“ nur wenig abgewinnen. „Schulen in benachteiligten Stadtteilen zu fördern ist ja erst einmal in Ordnung. Die Begrenzung auf landesweit gerade einmal 30 Schulen ist dabei aber weniger als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein und löst auch in unserer Stadt kein einziges Problem“, so Müller, der auch im Schulausschuss des Landtages sitzt. Das seien gerade einmal um die 1,8 Prozent der Schulen in NRW. Selbst das von der FDP in Auftrag gegebene Gutachten käme auf 18 Prozent der Schulen, die eine besondere Unterstützung benötigten. Statt einer neuen Elitediskussion bräuchte es die Weiterentwicklung eines Sozialindex. „Der muss die Situation vor Ort bei der Zuweisung von Lehrer- aber auch Sozialarbeiterstellen nach dem Grundsatz ‚Ungleiches ungleich behandeln‘ stärker berücksichtigen“, so seine Forderung.
Gerade auch in Essen sind die Probleme bekannt. „Aufgrund der besonderen sozialen Herausforderungen haben Schulen in manchen Stadtteilen große Schwierigkeiten ihren selbst gesteckten Zielen gerecht zu werden. Hinzu kommt die große Anzahl der Seiteneinsteigerkinder, die in das Schulsystem integriert werde müssen. Das hat sehr unterschiedliche Lernbedingungen an unseren Schulen zur Folge“, greift Müller den jüngsten Hilferuf verschiedener Essener Schulen auf und räumt selbstkritisch ein, dass hier in den letzten Jahren zu wenig getan worden sei.
„An den betroffenen Schulen wird natürlich dringend Unterstützung gebraucht. Aber die Begrenzung auf 30 Standorte sorgt dafür, dass nur wenige betroffene Schulen berücksichtigt werden können – landesweit und damit auch bei uns in Essen. Ganz abgesehen von den bestehenden Unklarheiten, wie genau die Unterstützung an diesen ‚Talentschulen‘ aussehen soll und wie die Verteilung organisiert wird“, kritisiert der Landtagsabgeordnete.
Daher begrüßt Müller auch den Vorstoß der SPD-Ratsfraktion Essen die gefordert hatte, bei der Mittelverteilung den Sozialindex stärker zu berücksichtigen. „Dabei ist aber auch eine gerechtere Verteilung der insgesamt gut 4.300 Kinder und Jugendliche ohne Deutschkenntnisse dringend notwendig, sowohl für die Betroffenen selbst als auch alle anderen Schülerinnen und Schüler. Sowohl Schulpolitik als auch Schulverwaltung dürfen hier nicht mit der Macht des Faktischen argumentieren und vor der Situation kapitulieren.“