Praxistag im Alfried-Krupp-Krankenhaus Steele

Bereits zum elften Mal ist der Essener SPD-Landtagsabgeordnete Frank Müller am Montag (18.6.) zum Praxistag angetreten: „Dieses Mal ging es für mich ins Alfried-Krupp-Krankenhaus Steele, wo ich im Frühdienst auf der Station 4A eine Schicht lang mitgearbeitet habe. Für mich eine Art Rückkehr, denn vor 16 Jahren habe ich an gleicher Stelle ein sechswöchiges Pflegepraktikum absolviert. Entsprechend gefreut habe ich mich darüber, dass der damalige Stationsleiter, Christian Hinke, heute noch derselbe ist. Das war aber dann die einzige Konstante. Denn in den vergangenen Jahren hat die Arbeitsbelastung der Pflegerinnen und Pfleger sichtbar zugenommen: Zusatzschichten und die Bereitschaft, im Urlaub einzuspringen, sind eher die Regel als die Ausnahme. Umso beeindruckender sind das Engagement und die Hingabe, mit der ausnahmslos alle im „Krupp“ ihren Job machen. Für alle ist es eben mehr als nur ein Job, es ist eine Berufung, die dem Antrieb entspringt, Menschen zu helfen. Genau diese Bereitschaft darf aber am Ende nicht zur Selbstausbeutung führen oder ausgenutzt werden.“

Im Hintergrundgespräch mit Dr. Günther Flämig und Dr. Sabine Kisselbach aus der Geschäftsführung, sowie Pflegedirektor Dr. Dirk Ashauer wurde klar, dass den Krankenhäusern durch die strikte Ausrichtung auf Effizienz die Hände gebunden sind, wenn es um mehr Investitionen geht.

In diesem Zusammenhang kritisierte die Geschäftsführung auch die hohe Prüfquote des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) und sprach davon das man geradezu von einer Prüfwelle überrollt werde, die die Grenzen des Nachvollziehbaren überschreite. Das gelte insbesondere für Grenzfälle und komplexe Therapien.

Passend zu den Erlebnissen titelte dann auch noch Spiegel Online am selben Tag: „Krankenhäusern fehlen 80.000 Pflegekräfte“. Würden die Pflegerinnen und Pfleger „Dienst nach Vorschrift“ machen, müssten die Krankenhäuser spätestens ab dem 25. eines Monats dicht machen, so heißt es in der entsprechenden ver.di-Studie. „Dieses Fazit deckt sich mit meinen Beobachtungen beim Praxistag: Alle Pflegenden sind hochmotiviert und gehen über ihre Belastungsgrenzen. Doch wer konstant über seine Grenzen gehen muss, droht Fehler zu machen und sich selbst völlig zu verausgaben.“

„Die Systematik der Pflegefinanzierung gehört auf den Prüfstand. Es braucht einen umfassenden Neustart für die Pflege – und für diesen darf es keine Denkverbote oder Tabus geben. Das größte Tabu bei der Finanzierung der Pflege ist die Schwarze Null. Dass die medizinische Versorgung aufgrund von Unterfinanzierung systemisch darauf ausgelegt ist, nur dank der Mehrarbeit der Angestellten nicht zu kollabieren, dürfen wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten nicht hinnehmen.

Gleichzeitig geht es darum, den hohen Personalbedarf durch attraktive Ausbildung und eine bessere Bezahlung besser decken zu können. Viele medizinische Ausbildungsgänge sind unbezahlt. Das muss sich ändern. Pflegeberufe müssen zudem angemessen finanziert werden, um attraktiver zu werden.

Die Beschäftigten in der Medizin- und Pflegebranche verdienen jede Wertschätzung für ihren täglichen Einsatz am Menschen. Dazu brauchen sie einen Rahmen, in dem Sie ihrer Berufung in Würde und unter angemessener Entlohnung nachgehen können. Mein Dank für an alle Pflegenden geht stellvertretend an das Alfried-Krupp-Krankenhaus und an Stationsleiter Christian Hinkel.“, so Frank Müller.

Foto (v.l.): Filiz Yildiz, Frank Müller, Stefanie Hofmann, Mohsen Karimi-Ivanaki