Praxistag mit dem besten Zusteller der Welt

4.30 Uhr. Der Wecker klingelt. Schnell unter die Dusche und auf geht’s zu meinem letzten Praxistag in diesem Jahr. Dieses Mal bei der Deutschen Post DHL. Gott sei Dank ist es nicht weit. Seit einigen Jahren unterhält DHL eine Zustellbasis in der Ruhrau. Das gelbe Gebäude ist schon aus der Ferne erkennbar.

5.15 Uhr ist für mich Dienstbeginn. Montags ist bei uns der ruhigste Tag sagt mir Depotleiter Martin Kucharski. Es werden wohl etwas weniger als die 16000 bis 18000 Sendungen sein, die hier täglich in der Vorweihnachtszeit ankommen. Trotzdem eine schier unglaubliche Zahl, die hier tagtäglich in Horst bearbeitet wird. Kurz vor Weihnachten werden es nochmal mehr. 21000 bis 2300 Pakete werden es dann sein. Wir unterhalten uns ein wenig über Vergangenheit und Zukunft. Wo früher viele noch von Hand gemacht wurde läuft heute vieles automatisiert. Und dennoch geht es auch heute nichts ohne Handarbeit.

Als wir die große Halle betreten laufen schon die Bänder. Die ersten LKWs aus dem Paketzentrum in Dorsten haben an den Rampen angedockt und werden auf die Bänder entladen. Dass muss von Hand erledigt werden. Dann werden automatisch zu den entsprechenden Toren weitergeleitet, wo sie dann später auf die gelben Lieferwagen von DHL verladen werden. Auch das von Hand. Maximal 30 kg hat ein Paket. Die meisten liegen dankenswerterweise deutlich drunter. Und dennoch wird es beim Entladen in der angenehm kühlen Halle schnell warm.

Nach dem Entladen geht’s für mich dann weiter auf den Zustellwagen. Hier wartet schon Mesut Aktas auf mich, der hier schon einige Jahre für DHL unterwegs ist. Hier heißt es Sendungen scannen, sortieren und laden. Rund 140 Pakete und Päckchen werden es heute sein. Insgesamt fährt DHL allein von Horst 94 Touren in zwei Wellen. Nach etwas Eingewöhnung geht das scannen der Sendungen gut von der Hand. Beim Beladen halte ich mich lieber raus. Denn hier ist gute Planung schon die halbe Miete verstehe ich. Dann geht’s los. Für mich kaum vorstellbar, dass das bis zu meinem geplanten Feierabend kurz nach drei zu schaffen ist. Was die Sache allerdings erleichtert ist, dass wir bei manch Unternehmen halt machen und direkt zehn Sendungen abladen können. Das aber nur am Anfang so. Nachdem wir das Gewerbegebiet hinter uns gelassen haben gehen nur noch einzelne Sendungen von Bord. Viel Stop and Go. Dazu kommt noch, dass auch wieder viele Sendungen eingesammelt werden müssen.

Der eigentliche Grund warum es so zügig voran geht, heißt Mesut. Er kennt sein Liefergebiet aus dem Effeff. Vor allem aber kennt er seine Kund*innen. Ein freundliches Wort hier und ein freundliches Wort dort. So macht es Spaß. Und tatsächlich haben viele ein Lächeln für uns übrig. Es gibt aber auch die etwas Mürrischen und Unfreundlichen. Da denke ich mir, ein Dankeschön und Lächeln wäre doch nicht zu viel verlangt. Denn der Job ist hart. Wir beliefern viele Mehrfamilienhäuser. Oft geht es in die dritte Etage. Da ist man froh, wenn die Pakete nicht ganz so viel auf die Waage bringen. Das ist aber nicht immer so. Deswegen mein kleiner Tipp. Wer einigermaßen fit ist und in den oberen Etagen wohnt, der könnte ihrer oder seiner Zusteller*in doch einfach mal ein paar Stufen entgegen gehen. Das wäre eine nette Geste.

Die Zeit verfliegt wie im Flug. Zwischen den Auslieferungen ist Zeit für das ein oder andere Gespräch. Ich nehme viele Themen für meinen politischen Alltag mit. Das ist einer der Gründe, warum ich diese Praxistage regelmäßig mache.

Der Tag zeigt mir aber vollen eins. Das wir uns alle fragen müssen welchen Wert Arbeit für uns hat. Denn es ist kein Geheimnis. Auch wenn die Bedingungen hier bei DHL in der Ruhrau gut sind. Reich wird man nicht, um es vorsichtig zu sagen. Das gilt auch für viele andere Arbeitsbereiche, in denen Menschen sehr hart für ihr Einkommen arbeiten müssen. Ich will mich sehr herzlich bedanken, dass ich die Chance hatte einmal hinter die Kulissen blicken zu dürfen. Das ist bei vielen Unternehmen nicht selbstverständlich. Mein ganz herzlicher Dank gilt an Depotleiter Martin Kucharski und vor allem Mesut Aktas, dem besten Zusteller der Welt.