Essen. Politik und Verwaltung arbeiten seit Monaten daran, den Übergang zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung im Essener Norden zu gestalten und die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) konterkariert das Ganze, in dem unnötig neue Tatsachen geschaffen werden. Die SPD-Fraktion fordert eine belastbare Übergangslösung mit klaren Ansprechpartnern für alle Essener*innen.

„Medizinische und notfallhafte Bedarfe halten sich nicht an Öffnungs- oder Telefonzeiten, gerade für ältere Menschen und Familien mit Kindern sind flexible Angebote vor Ort unabdingbar. Die KV-Notfallpraxen leisten bisher einen wichtigen Beitrag um den Notruf 112 zu entlasten, dieser sollte schließlich auch weiterhin nur „echte Notfälle“ versorgen. Dass jetzt plötzlich das Angebot der Notfallpraxis im Essener Nordwesten noch weiter zusammengestrichen wird grenzt an Hohn. Die kostenlose Nummer 116 117 des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes, mit ihren langen Wartezeiten und der oft mangelnden Erreichbarkeit, bietet an dieser Stelle keine echte Alternative. Hier steht die KV in der Pflicht, ihre Verantwortung auch für den Essener Norden wahrzunehmen,“ fordert Martin Schlauch, SPD-Ratsherr und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses. „Wir werden dieses Thema auf jeden Fall auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gesundheitsausschusses setzen und die Verwaltung nachdrücklich auffordern, unverzüglich Gespräche mit der KVNO aufzunehmen, um die Situation nicht noch weiter zu verschlechtern.“

Julia Jankovic, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion fehlt jegliches Verständnis für das aktuelle Handeln der KVNO: „Bis zur Umsetzung des geplanten neuen Gesundheitszentrums am Standort des ehemaligen St. Vinzenz Krankenhaus, darf sich die aktuelle Situation nicht hinziehen. Hier bedarf es weiterer Anstrengungen sowohl von Seiten der KVNO als auch der Verwaltung, die nicht tatenlos zusehen darf, wie nicht nur stationäre, sondern nun auch ambulante Strukturen abgebaut werden. Es fehlen im Essener Norden ausreichend Fachärzt*innen und schlichtweg Ansprechpartner auf Augenhöhe. Wenn die Zukunft der ambulanten Notfallversorgung in den sogenannten Portalpraxen liegt, hätte in der Übergangszeit das aktuell in Borbeck funktionierende System problemlos beibehalten werden können. Im Ergebnis trägt der aktuelle Schritt nur zur weiteren Verunsicherung der Menschen im Essener Norden bei.“

„Es ist unverantwortlich eine derart organisch gewachsene und vielfach erprobte Struktur wie die vom Verein Borbecker Ärzte betriebene Einrichtung einfach so abzuräumen,“ ärgert sich der stv. Bezirksbürgermeister Kevin Kerber über die Entscheidung der KVNO. “Grundsätzlich begrüßen wir die Weiterentwicklung und Modernisierung des Philippusstiftes für den Gesundheitsstandort Borbeck, dazu gehört aber auch ein ausreichendes Angebot für die ambulante Notfallversorgung, zumal der Standort jetzt auch die Aufgaben der ehemaligen KV-Praxis am Marienhospital übernehmen sollte. Jetzt erleben wir auch in Borbeck einen Kahlschlag in diesem Bereich. Bis zur Errichtung einer möglichen Portalpraxis am Philippusstift, darf es keine weiteren Schritte geben, die mit einer verschlechterten Versorgungslage einhergehen, weder im Bezirk IV, noch ganz Essen.“